reWINE: Mehrweg-Weinflaschen in Katalonien

reWine war von 2016 bis 2020 ein Pilot-Projekt, das in Katalonien erfolgreich ein Mehrwegsystem von Weinflaschen testete. Treiber war ein Zusammenschluss der katalanischen Abfallbehörde, ein Spin-Off der Universität Barcelona, zwei Stiftungen, mehrerer Weinproduzenten und einem Anbieter von Flaschensammlung und -reinigung. Finanziell unterstützt wurde es von der Europäischen Union.

Ziele des Projekts waren:

  • Mehrweg von Glasflaschen in der katalanischen Weinindustrie fördern
  • Akteure sensibilisieren und Ziele zu Abfallreduzierung der katalanischen und europäischen Gesetzgebung erreichen
  • Hindernisse und Chancen für Mehrweg ermitteln und in Hinblick auf Ökologie, Wirtschaft und Technik bewerten
  • Wissenstransfer in andere geografische und wirtschaftliche Kontexte fördern
  • Netzwerk für Mehrweg aus verschiedenen Interessengruppen aufbauen

Um diese Ziele zu erreichen, wurden fünf Szenarien entwickelt, und in Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Akteur/innen der Region getestet.

Die fünf Szenarien:

  • zwei mit Restaurants, bei denen die Flaschen eingesammelt wurden:
    • Variante 1: direkte Sammlung durch die Weinbetriebe
    • Variante 2: Sammlung über einen Grosshändler
  • drei mit Supermarktketten:
    • Variante 1: Rückgabe der Flaschen an die Verkaufsstelle, Transport und Lagerung durch den Supermarkt
    • Variante 2: Rückgabe der Flaschen an die Verkaufsstelle, Transport und Lagerung durch externen Logistikbetreiber
    • Variante 3: Rückgabe der Flaschen an kommunalen Abfallsammelstellen

Um die Rückgabe der Flaschen von Seiten der Konsument/innen zu fördern, wurde mit drei Belohnungssystemen gearbeitet: Pfand, monetäre Belohnung (zehn Cent pro zurückgegebener Flasche) und Verlosung.

Hintergrund

In Katalonien werden jährlich etwa 180 Millionen Flaschen Wein und 200 Millionen Flaschen Cava (Schaumwein) hergestellt. Die meisten davon werden nur einmal verwendet, obwohl die Herstellung der Flaschen viel Energie und Ressourcen verbraucht. Da Weinreben besonders empfindlich auf Temperatur- und Niederschlagsschwankungen reagieren, ist die Weinindustrie stark vom Klimawandel betroffen und hat ein grosses Interesse, ihren CO2-Fussabdruck zu reduzieren.

Zahlen und Fakten:

  • Gesamtbudget: 995 309 €

  • EU-Beitrag: 594 541 € (60% des Gesamtbetrags)

  • Dauer des Projekts: September 2016 – Dezember 2020

  • an dem Pilotprojekt waren sieben katalanische Weinkellereien sowie über 30 Geschäfte, 50 Restaurants, zwei Großhändler, drei Abfallentsorger und zwei Waschanlagen beteiligt

  • während des Pilotprojekts wurden 150 000 Flaschen mit dem reWINE-Label verkauft; mehr als die Hälfte kamen zurück (82 239 Flaschen)

Ergebnisse

Das Pilotprojekt hat gezeigt, dass die Wiederverwendung von Flaschen im Weinsektor technisch machbar und umweltfreundlicher ist.

Im Bereich Technik konnte das geeignetste Waschsystem (Technologie, Temperaturen, Wassermenge, Chemikalien usw.) und das beste Etikett identifiziert werden, so dass eine qualitativ hochwertige Wiederverwendung gewährleistet ist.

In Bezug auf die Umwelt hat die Analyse gezeigt, dass die Einführung eines Mehrwegsystems mit Weinflaschen nicht nur Abfall, sondern auch den Ausstoss von Treibhausgasen reduziert. Das Potenzial hängt dabei jeweils von den räumlichen Entfernungen zwischen den verschiedenen Akteur/innen ab.

Als wirksamstes Belohnungssystem erwies sich das Pfandsystem. Dadurch liesen sich Konsument/innen am besten animieren, leere Flaschen zurückzubringen. In der Gastronomie und bei kleineren Herstellern stellte sich die Variante mit einer Waschanlage vor Ort als die beste heraus.

Allerdings kam auch heraus, dass die Kosten für die Wiederverwendung einer Weinflasche etwas höher waren, als die für eine neue Flasche. Das Ergebnis ist stark von der Entfernung zur Waschanlage und den Kosten für die Reinigung der Flaschen abhängig. Ist die Waschanlagen in der Nähe, nähern sich die Kosten für eine Mehrwegflasche an die einer neuen Flasche an. In der momentanen Situation (Sommer 2022) mit den erhöhten Rohstoffpreisen würde sich das Ergebnis vielleicht zu Gunsten der Mehrwegflasche drehen.

Was können wir aus dem Projekt lernen? Es gibt fünf Aspekte, die bei der Einführung eines Mehrwegsystems sowohl in wirtschaftlicher als auch ökologischer Hinsicht eine wichtige Rolle spielen:

  • die Eigenschaften der Glasflaschen (v. a. bezügl. Waschbar- und Bruchfestigkeit)

  • die Organisation von Transport und Sammlung

  • die Entfernung

  • die Lagerkapazitäten und die -bedingungen, vor allem der Supermärkte

  • die optimale Kombination aus Belohnungssystem, Sammelstelle und Konsumentenbewusstsein, die für eine gute Rücklaufquote verantwortlich ist

reWINE verfolgte damals ähnliche Ziele wie Au REverre dies heute in der Schweiz tut. Dank der vielen zugänglichen Informationen, die so aufgearbeitet sind, dass sie auf andere Regionen übertragbar sind, liefert das Projekt eine solide Grundlage, um auch in der Schweiz Mehrweg für Glas einführen zu können.

Dr. Carles Gasol
Co-Gründer «Inédit»,

Unternehmen, das zu den Gründern des reWINE-Projekts zählt

Weitere Informationen über das reWINE-Projekt und die Quelle für die in diesem Text enthaltenen Informationen und Abbildungen finden Sie unter www.rewine.cat/en.