Bielersee-Wein in Mehrwegflaschen: Ein Generationenprojekt

Das Weingut Andrey in Schafis steht seit mehreren Generationen für Mehrweg. Obwohl sich die Rahmenbedingungen immer wieder ändern und Anpassungen notwendig sind, wollen die Andreys auch in Zukunft auf Mehrweg-Glasflaschen setzen.

Am Jurasüdfuss mit herrlichem Blick über den Bielersee bis in die Alpen liegt das Weingut Andrey Schafis. Hier bewirtschaftet die Familie Andrey ihre Rebberge, die sich über 4.5 Hektar erstrecken. Die hier hergestellten Weine werden nicht nur verkauft, sondern auch im hauseigenen Restaurant ausgeschenkt. Alle leeren Flaschen, die den Weg zurück auf das Weingut finden, werden gewaschen und wiederverwendet. Das war schon früher so bei Vater Robert Andrey und das ist auch heute bei der nächsten Generation so, bei Benjamin und Arielle Andrey.

Vom Stolz des Winzers zum Auslaufprodukt

Die erste Flaschen-Waschanlage kaufte Roberts Andreys Vater 1961. Damit war er nicht allein. Zu dieser Zeit wuschen alle Weinproduzenten in der Region ihre Flaschen. Denn neue zu kaufen war teuer. So erstaunt es nicht, dass Waschanlagen noch bis in die 1970er-Jahre hohes Ansehen genossen:

„Es war der Stolz aller, wenn sie eine neue Waschanlage hatten.“ (Robert Andrey)

Dies änderte sich jedoch rasch: Schon 1989, als Robert Andrey in eine moderne Waschanlage investierte, wurde er von seinen Winzerkolleg/innen belächelt, denn Neuglas wurde immer billiger. Nichtsdestotrotz habe sich die Investition gelohnt. Denn 18 Jahre lang wusch die Familie Andrey sowohl die eigenen als auch Flaschen Dritter mit dieser Anlage. Dann kam 2008 plötzlich das Aus. Der Grund: selbstklebende Etiketten breiteten sich aus und verunmöglichten das Waschen. Dies führte dazu, dass sich eine eigene Waschanlage nicht mehr rentierte.

Keine Waschanlage? Auch kein Problem!

Heute werden die Flaschen bei der Firma Vetrum in Wettswil gewaschen. Noch immer erhalte so etwa ein Drittel der Weinflaschen – dies entspricht circa 20‘000 Flaschen pro Jahr – ein verlängertes Leben. Dass dies so bleibt, ist auch Benjamin Andrey wichtig:

„Neuglas einkaufen ist nicht sinnvoll. Das braucht viel mehr Energie. Die Wiederverwendung der Flaschen ist eine gute und einfache Lösung, um einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten.“ (Benjamin Andrey)

Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg

Deshalb haben Andreys auch beim Design der neuen Flaschenlinie keinen Aufwand gescheut, um ansprechende und gleichzeitig abwaschbare Etiketten zu entwerfen. Da diese Etiketten ihr Potenzial erst entfalten, wenn die Kundschaft die Flaschen zurückbringt, wirbt Benjamin Andrey für einen stärkeren Rücklauf: Er arbeitet mit etablierten und jungen Gastronomieunternehmen zusammen, die seine Vision teilen, und plant eine Informationskampagne zu Mehrwegflaschen bei den Privatkund/innen des Weinguts.

Denn trotz der Herausforderungen, die Mehrwegflaschen mit sich bringen, sind sich die Herren Andrey einig:

„Wenn ein Winzer bereit ist, Mehrweg zu nutzen, gibt es oft einen Weg, wie ein solches System realisiert werden kann“ (Robert und Benjamin Andrey)

Text: Michael Müller