Mehrwegbierflaschen: Ein unterschätztes Marketinginstrument
Die ökologischen Vorteile von Mehrweg sind bekannt. Die Basler Brauerei „Unser Bier“ füllt deshalb ihr Bier in Mehrwegflaschen ab. Die Brauerei setzt Mehrwegflaschen aber auch kreativ für das Marketing ein.

Brauerei «Unser Bier»: Die gebrauchten Bierflaschen werden gesammelt.
Bier von hier statt Bier von dort
Dies ist der Slogan der Brauerei „Unser Bier“ in Basel. Seit der Gründung im Jahr 1997 setzt sich die Brauerei für Biervielfalt und lokale Produktion ein. Deshalb braut das Unternehmen sein Bier ausschliesslich in Basel. Auch abgefüllt werden die Biere auf dem Gundeldinger Feld – mitten in Basel: Der grösste Teil davon in Mehrweg-Glasflaschen. So werden heute mehr Biere in Mehrweg- als in Einwegflaschen verkauft. Die Brauerei arbeitet zudem mit rein biologisch angebauten Zutaten.
Mehrwegflaschen – Weil Mehrweg nicht nur für die Umwelt von Vorteil ist
Um seine Mehrweg-Philosophie weiterzuverfolgen, hat „Unser Bier“ beim Ausbau der Produktionsanlagen im Jahr 2010 in eine moderne Flaschen-Waschanlage investiert. Diese bringt dem Unternehmen diverse Vorteile, wie Luzius Bosshard, Geschäftsführer der Brauerei ausführt:
Daneben spielt Mehrweg auch in der Marketingstrategie des Unternehmens eine wichtige Rolle:
„Einweg wäre mit weniger Aufwand verbunden, aber es würde nicht zum Bio-Label passen“ – Luzius Bosshard, Geschäftsführer
Luzius Bosshard, Geschäftsführer «Unser Bier»
In der zugehörigen Craft-Bier-Brauerei in Liestal können Zwei-Liter-Syphonflaschen freitags mit frischem Bier befüllt werden.
Neben dieser allgemeinen Positionierung setzt die Brauerei Mehrweg auch als kreatives Marketing-Instrument ein. So können Kund/innen in der 2021 eröffneten Craft-Bier-Brauerei in Liestal eine Zwei-Liter-Syphonflasche kaufen und diese jeweils freitags mit frischem Bier befüllen. Das bringt mehr Umsatz und neue, treue Kund/innen.
Mehrweg – Auch für Detailhändler ein Erfolgsmodell?
„Also wenn die Detailhändler wieder Mehrweg nehmen würden, hätte das in der jetzigen Situation natürlich einen wahnsinnigen Marketingeffekt“ – Luzius Bosshard
Denn die Kund/innen legten immer mehr Wert auf Nachhaltigkeit und lokale Herkunft der Produkte. Eine Umstellung sei aber schwierig, sagt Luzius Bosshard, da Mehrweg mehr Platz braucht. Die Detailhändler wollen lieber eine grosse Verkaufsfläche und ein kleines Lager.

Die NRW-Halbliter-Einheitsflasche
Mehrweg funktioniert aber auch für Detailhändler. Das zeigen nicht nur Beispiele aus Österreich und Deutschland. Auch in der Schweiz gibt es Mehrweg im Detailhandel: etwa die NRW-Halbliter-Flasche, die in ausgewählten Coop-Filialen verkauft wird. Diese Einheitsflasche wird von verschiedenen Brauereien befüllt, über die Filialen verkauft, gesammelt und in Harassen wieder zur Befüllung an die Brauereien geliefert. So schliesst sich der Mehrweg-Kreislauf.
Luzius Bosshard vermutet jedoch, dass es sich bei den NRW-Flaschen bei Coop um ein Auslaufmodell handelt. Unterstützung für mehr Mehrweg wünschet er sich von den Kund/innen. Sie sollten sich bemerkbar machen und zeigen, dass sie sich Mehrweg wünschen.
Autor: Michael Müller